Vor einem Jahr bin ich in dieses Land gekommen. Ich stamme aus Polen, aus der Nähe von Danzig. Daheim lebte ich in der Nähe des Meeres.
Es ist so anders hier in den Bergen als in meiner Heimat Polen. Daheim das Meer, hier die Berge. Auch die Menschen sind anders. Die Leute sind hier ganz besonders nett und kontaktfreudig. Ich stelle das bei meinen Bergwanderungen immer wieder fest.
Das Wandern ist meine Freude und Lust und auch eine permanente Herausforderung – und das sowohl körperlich als auch psychisch. Dauernd frage ich mich: Wie viel Energie werde ich brauchen, um das zu schaffen? Heute möchte ich noch den Kamm dieser und jener Bergkette erreichen, schaffe ich das oder schaffe ich das nicht? Die Neugierde beflügelt meinen Wandertrieb. Egal was kommt, die Begierde zu erfahren, was ich entdecken werde, treibt mich weiter und weiter: Tiere, Wälder, Blumen, Riffe, Schluchten, alte Lärchen, aus denen die Verkleidung der Balkone unseres Hauses gezimmert sind.
Beim Wandern treffe ich auf Gehöfte, uralte Häuser, Bauernhöfe mit
wunderbaren farbenprächtigen Blumen auf den Balkonen. In den kleinen
Gasthäusern am Berg, den Hütten, begegne ich den nettesten Leuten. Da treffen sich die Menschen, trinken und singen zusammen und feiern, auch wenn sie das erste Mal aufeinander stoßen. Keine Grenze scheint es zwischen ihnen zu geben; ob Advokat oder Arbeiter, in der Höhe, auf den Bergen sind alle gleich. Manchmal sind sie etwas müde, aber sie lachen und grüßen doch freundlich.
Deshalb erfreuen mich das Wandern und Bergsteigen und die Kultur und
die Fauna und die Flora, die ich hier in vollen Zügen erleben darf, und ich schließe immer wieder mit mir selber eine Wette ab, ob ich den nächsten Aufstieg schaffe oder nicht. Wenn ich dann die lachenden, frohen, kontaktfreudigen Gesichter sehe, lebe ich auf und vergesse alle meine kleinen Alltagsprobleme. Für mich ist das ein gutes Rezept, um nicht traurig zu sein. Beim Wandern sind nur die Muskeln müde, der Kopf ist und bleibt sauber.