Mein Herzschlag, oh Gott, mein Herzschlag. Dieses Gefühl nahe am Zerspringen, noch hat es sich nicht in einem Alltag aufgelöst. Im Nachhinein will ich glauben, dass es Christine an diesem Abend auch so ging.
Es war nicht das erste Rendezvous, aber die Liebe noch sehr frisch. Sie verbrachte ihre Arbeitstage als so genannte CC-Agentin, wobei die Abkürzung für Call Center steht und ich die geschlechtsgerechte Bezeichnung nur dazugedichtet habe. Ich stellte sie mir vor, mit Headset im TC-Tower – ihre Arbeitsstätte lag in einem großen und hässlichen Gebäude aus Beton, Stahl und Glas. Drumherum konnte man sich aussuchen, was man trostloser fand, die dem Straßenverkehr schutzlos ausgesetzten Sozialbauten oder die heruntergekommenen Peepshows.
Nicht dass ich damals Trost gebraucht hätte. Ich war mir ja so sicher, dass Christine mir aus dem siebzehnten Stock („Schau, da oben arbeite ich!“) genau das mitbrachte, was ich wollte.
Ich selbst arbeitete in einem anderen Teil dieser zubetonierten Stadt als Desk-Jockey. Naja, ich hatte sogar das inne, was man eine führende Position nennt. Dennoch sitzt in engen Büros und an mausgrauen Schreibtischen so oft ein großes Maß an Langeweile.
„Ich hab dir etwas mitgebracht, meine Liebste“, und ich begann, in meiner Hosentasche zu kramen. Und dann ließ ich die roten Kügelchen in ihre Hand rollen. Am Nachmittag war ich nämlich auf der Alm gewesen und hatte mit gehörigem Respekt den Kühen zugeschaut. Die Luft geatmet, die die Liebe zu den Bergen auslöst, und den Lärm ignoriert, der von der Bergliebe der MotorradfahrerInnen kommt.
Schön war es dort oben gewesen und ich hab an sie gedacht, sie, die es vom heimatlichen Bergdorf in die große Stadt verschlagen hatte.
Mein Gruß waren nur ein paar mickrige Preiselbeeren – harte Kügelchen, die für uns damals die Welt bedeuteten.