Ich gehe mit doppelt offenen Augen durch die etwas eigene, für mich stets wertvolle Welt. Schon mit der Schwebebahn heraufzufahren ist mir ein ganz eigenes Erlebnis. Ich sauge die
Welt, die mich umgibt, buchstäblich in mir auf. Die Landschaft, der Wald, die Bäume, die Wildtiere, der Morgennebel und der nächtliche Mondschein, alles ist ein Existieren in der Natur, mit der Natur. Nicht nur die Landschaft strahlt eine geradezu magische Ruhe
aus. Die ganze Umwelt wirkt auf mich beruhigend. Mich fasziniert die Geschichte des „alten“ Hauses und der Mutter und der gesamten Philosophie, die sich in der Küche widerspiegeln soll. Auch ein Kollege in der Küche strahlt eine ähnlich archaische Ruhe aus wie das Ambiente am Vigiljoch, obwohl er nach außen hin eine raue Schale zeigt. So landet auch die Philosophie des Hauses früher oder später auf dem Teller und das macht mir Freude und beschert mir Genugtuung. Das Leben ist ein einziges Geben und Nehmen, von meiner Gattin habe ich in 13 Jahren Ehe sogar eine gute Portion Kärntner Akzent angenommen und so ist das auch beim Kochen: Man wird beeinflusst und andererseits beeinflusst man die Kollegen, und so, wie die Landschaft den Menschen prägt, prägt sie auch die Küche mit.
Meine Art zu kochen ist geradlinig mit nur etwa drei Geschmackskomponenten. In der Malerei würde man von Divisionismus sprechen; dabei werden die Farben unvermischt auf
die Leinwand gebannt und die Farbkomposition entsteht dann im Gehirn des Betrachters. Auch von Minimalismus in der Kochkunst könnte man sprechen, wenn man es schafft, mit wenigen Komponenten etwas Feines und Ursprüngliches zu kreieren. Hierin liegen eindeutig Parallelen zur Malkunst. Die jahreszeitliche Wechselwirkung ist ebenso ein wesentlicher Bestandteil, der meine Küche begleitet. Die Erfahrung ist in der Kochkunst besonders wichtig, denn wenn Kunst von Können kommt, dann ist die Erfahrung ein permanenter Lernprozess.